Internationaler Kongress der GLE 2017
Rückblick auf den internationalen GLE Kongress 2017 in der Universität Wien:
„Schmerz-HAFT. Verständnis und Behandlung der Borderlinestörung“
Kongressthemen finden üblicherweise ihren Widerhall in Ablauf und Atmosphäre der Tagung. Diesmal war es anders. Statt greller Akzente, Polarisierung und Übermass , wie es dem klinischen Bild (und der Teilnehmerzahl) nach zu erwarten gewesen wäre, prägten Dichte, berührende Momente, Stringenz und Prägnanz die Vorträge, Workshops und die Gesamtkomposition.
Die Kernbotschaft der Vortragenden war: Die Behandlung der Borderlinestörung braucht eine aufrichtige, personale, situativ abgestimmte Begegnung, ebenso wie klare Strukturen und Übungssequenzen. Diesem Motto folgten auch die inhaltsreichen und lebendigen Vorträge – angefangen von der Einführung ins Erleben und der klinischen und existenzanalytischen Diagnostik über Besonderheiten der therapeutischen Beziehung bis zu den Schwerpunkten der Behandlung.
Letztere wurden aus Sicht der analytisch orientierten übertragungsfokussierten Therapie, der aus verhaltenstherapeutischen Wurzeln entstandenen Schematherapie und der Existenzanalyse beleuchtet. Die Diskussionen zeigten in vielen Bereichen eine Annäherung unterschiedlicher Richtungen im letzten Jahrzehnt und viel gegenseitige Wertschätzung und Lernbereitschaft. Sie machten aber auch die Sinnhaftigkeit der langsameren, phänomenologischen und dialogischen Vorgangsweise der Existenzanalyse sichtbar und spürbar.
Die Symposia und Workshops boten ein weites Spektrum an Möglichkeiten, Spezialthemen zu vertiefen und Methoden oder den Umgang mit kniffligen Situationen zu üben. Besonderen Anklang fanden die lebensnahen Rollenspiele. Da mussten auch die alten Hasen und HäsInnen auf den inneren Dialog oder Atem-Pausen zurückgreifen, sehr zur Entlastung der jüngeren KollegInnen.
Trotz des reichhaltigen Programms wollten sogar manche WienerInnen auf die Teilnahme an den Stadtführungen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten nicht verzichten. Höhepunkt des Rahmenprogramms war die beseelte Würdigung des Lebenswerks unseres bald ehemaligen Präsidenten. Es war ein historischer Moment, als Silvia Längle Marksteine der Entstehung der GLE und der Existenzanalyse in Wort und Bild festhielt, und die Vorsitzenden der Länder Alfried Längle ihren Gruß, ihr Geschenk und ihren innigen Dank überbrachten. Da er – wie er öffentlich zugab – ein Fleißiger ist, werden seine Publikationen, Vorträge, Seminare und seiner vielfältigen Tätigkeit im Hintergrund uns weiterhin bereichern und inspirieren.
Kontrapunkt zum rundum positiven Feedback zum Kongress war der verständliche Unmut jener, die keine Karte mehr ergattern konnten. Selbst das großzügige Raumangebot des ehrwürdigen Auditorium Maximum wurde dem Ansturm der InteressentInnen nicht gerecht. Obwohl der jährlich steigende Zulauf in den nächsten Planungen mit Sicherheit berücksichtigt wird, daher unser Tipp für 2018: Frühbucherbonus nutzen, und Platz sichern.
Susanne Pointner
Für das Tagungsteam