Jubiläumstagung in Wien
Rückblick auf die Psychotraumatherapie "Von Entsetzen, Verzweiflung, Mitgefühl und Trost" der GLE-Österreich.
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Vor 10 Jahren begannen wir ein Weiterbildungscurriculum zur störungsspezifischen existenz-analytischen Psychotraumatherapie zu entwickeln. Mittlerweile haben sich mehr als 150 ExistenzanalytikerInnen in unserem Curriculum mit Theorie und Therapie von traumatisierten Menschen vertiefend auseinandergesetzt. Gewachsen ist unsere Vorgangsweise aus der bereichernden Zusammenarbeit mit Luise Reddemann, der Begründerin der Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie. So entstand über die Zeit ein Weiterbildungslehrgang, der, getraÂgen von der Anthropologie der Existenzanalyse und bereichert durch die Vorgangsweise der PITT, viele Elemente beider Richtungen vereint und in der sich die beiden Zugangsweisen auch trotz vorhandener Unterschiedlichkeit ergänzen. Über diese Arbeit und weitere Ergebnisse und Facetten der bisher entstandenen Kooperation von PITT mit der Existenzanalyse haben wir auf der Jubiläumstagung Psychotraumatherapie am 20.2.2016 Einblick geben, gemeinsam reflektiert, geübt und diskutiert.
5 Workshops und 3 Referate vermittelten die Inhalte des jetzigen Standes unserer Beschäftigung mit der Thematik, beim anschließenden Sektempfang durften wir die gemeinsamen Jahre im Beisein vieler lieber KollegInnen feiern. Wir danken den 288 Interessierten TeilnehmerInnen für Ihr Kommen, den mitwirkenden KollegInnen für Ihre Beiträge, Frau Bittermann für Ihre achtsame Vorbereitung und organisatorische Durchführung, Willi Englstorfer für die Bilddokumentation (Frau Reddemann möchte selbst nicht fotografiert werden und ist deshalb hier nicht zu finden) und jenen KollegInnen, die die folgenden Eindrücke zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt haben von Herzen.
Ihr alle habt zum Gelingen dieses Tages beigetragen!
Renate Bukovski und Lilo Tutsch
Hinweis auf die vor Ort gemachten Aufnahmen der Vorträge:
In Kooperation mit Zeit für Bildung | Kongressdokumentationen wurden die Hauptvorträge mit Einwilligung der Referentinnen auf Audio CDs aufgezeichnet. Die persönliche Begegnung bei der Tagung kann dadurch nicht ersetzt werden, wohl aber gibt es dadurch die Möglichkeit, die Vorträge nachzuhören oder zu vertiefen. Die CDs sind entweder einzeln (je Vortrag 1 CD, Preis EUR 9,00 / CD) ) oder gesammelt in einer CD-Box (Preis EUR 24,00 / 3 CDs) erhältlich und können formlos mit e-mail bestellt werden bei josef@zeitfuerbildung.at
Josef Hager
Eindrücke
Als Teilnehmerin der ersten Traumatherapie Fortbildung mit Luise Reddemann, Lilo Tutsch und Heinrich Donath konnte ich gar nicht glauben, dass das alles schon wieder 10 Jahre her sein sollte! Umso eindrucksvoller war die Entwicklung, die bei der Jubiläumstagung zu erleben war. Da ist der Existenzanalyse ein wichtiger neuer Zweig zugewachsen, der inzwischen reiche Früchte trägt! Viele, auch junge, Kolleginnen und Kollegen drängten sich in den (total ausgebuchten) Workshops und lauschten den hervorragenden Vorträgen. Für Nachwuchs ist also gesorgt.
Der wird wohl auch gebraucht, wenn wir an das denken, was Frau Reddemann so eindrücklich über die Kriegskinder, die Nachkriegskinder und die Kriegsenkel ausgeführt hat. Für mich war besonders schön die „Doppelkonference“ von Euch, Renate und Lilo zu erleben, denn es war nicht nur, wie immer, klar und professionell, sondern Eure gute Zusammenarbeit und der Spaß den ihr dabei habt, war sichtbar. So wie Deine Empathie für Deine Klientin, Jana. Ich freue mich über so viel Frauen Power!
Gerlinde Artaker, Existenzanalytikerin
Der Einstieg in den Tag hat mit einem Workshop (Achtsamkeit in der existenzanalytischen Traumatherapie) begonnen, der mitunter dazu eingeladen hat, mit zärtlicher Präsenz die Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper, den Atem oder auch auf eine innere Instanz, die mich mit Abstand beobachten lässt, zu lenken.
Die daran anschließenden Vorträge berührten nicht nur durch ihren Inhalt, sondern motivieren zu weiter führenden Ausbildungen als auch zur verbesserten therapeutischen Arbeit. Die vier Referentinnen brachten mich zum Staunen, was durch ihre Herangehensweise möglich ist und vor Allem war die Wirkung auf mich als Zuhörerin beeindruckend, da die Inhalte mit so viel Echtheit, Gefühl und Erfahrung vermittelt wurden.
Veronika Green, Psychotherapeutin in Ausbildung
Als Zeugin der ersten Stunde und interessierter Zaungast freut mich besonders, dass der Schwung des Anfangs sich erhalten hat und die Integration mit der Existenzanalyse, sowie die Fundiertheit und Breite gewachsen ist. Es gelang, in den Vorträgen die Essenz der Inhalte in eine harmonische Form zu gießen, die viel Auffrischung, Vernetzung ermöglichte, aber auch für mich neue Aspekte beleuchtete.
Den Workshop zu leiten war dank des schönen Ambiente, der perfekten Organisation und besonders dank der interessierten, mit viel Vorwissen ausgestatteten TeilnehmerInnen leicht und inspirierend.
Susanne Pointner, Existenzanalytikerin, Lehrausbildnerin der GLE
Da wollte ich hin! Aus mehreren Gründen: aus persönlichem und fachlichem Interesse, um mein Wissen zu vertiefen und weil ich unbedingt Frau Luise Reddemann als Referentin hören und sehen wollte, eine Frau, deren Bücher mich seit langem begleiten.
Und so war es denn auch: ein kompaktes, bereicherndes Erlebnis!
Wieder diese feine Atmosphäre von GLE-Kongressen, die ich nun schon kenne - interessierte Menschen, wache offene Gesichter, Wertschätzung im Raum.
Vom Empfang samt liebevoll ausgearbeiteten Kongress-Unterlagen durch Frau Bittermann über die liebenswürdige Begrüßung durch Renate Bukovski in ihrer Funktion als Vorstandsvorsitzende, die einzelnen Vorträge bis zum fröhlichen Sektempfang und Dank an Frau Reddemann - ein Reigen an Lebendigkeit, Positionierung, Analyse, Authentizität und Wertschätzung .
Man könnte zu recht sagen: gelebte Werte der GLE.
Zu den Vorträgen: Gleich zu Beginn berührte mich die duftige Leichtigkeit der Doppel-conference von Renate Bukovski und Lilo Tutsch, die trotz der Schwere des Themas und der inhaltlichen Tiefe eine fröhliche Brillanz bewahrte. Die wesentlichen Meilen - und Bausteine der Traumatherapie wurden anschaulich vermittelt. Auch Laien konnten dem Vortrag gut folgen, wie ich erstaunt in der Pause feststellte. Zwei Begriffe haben es mir besonders angetan: zum einen - die schöne Auffächerung des Begriffes Trost, der nicht zu machen ist, aber unter herzensachtsamer und kompetenter Begleitung eintreten und geschehen kann, als Vorbote von Linderung und Heilung. Weiters der Begriff der inneren Weisheit als „beobachtbare menschliche Potenzialität“. Beides bleibt als Wortschatz in meinen Tagungs-Notizen.
Zur Traumakonfrontation referierte Jana Bozuk in sehr anschaulicher Art, die ihre achtsame und warmherzige Kompetenz in dieser tiefen Arbeit deutlich machte. Unter den vielen Aspekten über die Voraussetzungen und die notwendigen Vorbereitungsschritte einer Traumkonfrontation , die sehr detailliert beschrieben wurden, ist mir ein Element als besonders faszinierend im Gedächtnis hängen geblieben: Die eindrückliche Schilderung der Zuhilfenahme des inneren Beobachters, der gleichsam wie ein Kameraauge über die sonstigen Grenzen hinausblicken und angefragt werden kann.
Und dann noch Luise Reddemann zum Thema “Kriegskinder, Kriegsenkel und Nachkriegskinder in der Psychotherapie“. Ich hatte ihr neuestes Buch zu diesem Thema bereits gelesen und durfte nun erleben wie Frau Reddemann dazu referierte - spürbar machte, welch großes Anliegen ihr dieses Thema als Psychotherapeutin und Mensch ist. In radikaler Wahrheitssuche und profunder Kenntnis ist sie der Frage nachgegangen, wie vielfältig und vielfach unerkannt sich die Belastungen der NS-Zeit auf die Nachfolgegeneration auswirken. Ihr Appell in der psychotherapeutischen Arbeit ein feines Augenmerk auf diese Thematik bei biografischen Hinweisen walten zu lassen, ohne zu ihrer Öffnung zu drängen, blieb mir in eindrücklicher Erinnerung!
Ilse Reisinger, Lebens- und Sozialberaterin, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision
Ich bin gerne Existenzanalytikerin. Schon immer. Und es gibt Gelegenheiten, da bin ich regelrecht stolz darauf. Die Traumatagung war eine solche. Die Tagung war getragen von einer spürbar authentischen Wertschätzung der Veranstalterinnen füreinander sowie gegenüber Frau Reddemann, eine Frau so ehrlich, humorvoll und klar, wie man ihresgleichen suchen muss. Und nach dem Besuch der Tagung fühlte ich mich umfassend „upgedated“, fachlich ermutigt, persönlich bereichert sowie neuerlich von den Möglichkeiten der menschlichen Verarbeitungsfähigkeit in den Bann gezogen.
Liebe Lilo, liebe Renate - Danke dafür!
Tina Rossmann, klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin, Existenzanalytikerin
Noch immer zehre ich von diesem Wochenende (Tag), es war ein sehr informativer, interessanter, wertvoller, intensiver Tag für mich persönlich. Super gut organisiert, sehr übersichtlich, es war alles leicht zu finden und der Workshop war sowieso hervorragend.
Es war eine gute und reiche Erfahrung des Dazugehörens zu einem Kreis von TherapeutInnen und BeraterInnen, die gleiche "Sprache" zu hören, zu verstehen, das Verbindende zu spüren, auch und gerade in meinem frühen Stadium der Ausbildung. Sehr schön ist es, das Gefühl zu haben, am richtigen Weg zu sein. Ich finde es empfehlenswert, wertvoll und Selbstbewusstsein stärkend an solchen Tagen dabei zu sein (auch wenn es für mich die 1. Tagung in dieser Form war).
Franziska Schönwiese, Psychotherapeutin in Ausbildung
Schon während der Tagung - aber vor allem danach - hatte /habe ich den Eindruck, ich beweg(t)e mich in einem "Gesamtkunstwerk"! (Durch-)Komponiert, choreographiert, gestylt, designt...!
Die Wahl des Ortes (Veranstaltungsraum und Orangerie) deckten die jeweiligen Bedürfnisse optimal ab, der Einladungsfolder informierte wahrlich ästhetisch gestaltet über die Tagungsthematik, Tagungsmappe incl Schreibwerkzeug: eine "Augenweide" und die Präsentation der Vortragenden sehr persönlich und damit authentisch - das konnte einen gut mitnehmen in die jeweilige Thematik. Mich persönlich hat am meisten das Thema von Frau Reddemann b/getroffen - wahrscheinlich auch altersbedingt! Bin ja auch ein Nachkriegskind!
Sehr berührt hat mich ihr Hinweis auf unseren derzeitigen Umgang mit der Flüchtlingsproblematik in Hinblick auf jenen unserer Eltern mit ihren Kriegserfahrungen bzw. unsere zumeist doch eher auf Verdrängung ausgerichtete Erziehung! Das stimmt(e) mich sehr nachdenklich!
So implizierte diese Jubiläumstagung "ungeplant" auch Tagesaktualität! Naja, Existenzanalyse setzt - wie wir wissen und "predigen"- ja immer an den aktuellen Gegebenheiten an!
Wenn ich was - in meinen Augen - nicht so ganz "Gelungenes" erwähnen darf: Die Musik beim Sektempfang war - für meine Begriffe/Ohren - einfach viel zu laut!
Dabei stand ich eh am anderen Ende des Saales.
Unterhaltung, die über small talk hinausgeht - ist da einfach gar nicht drin!
Oder - sollte das bei so einer Gelegenheit eh nicht möglich sein? ;-) ?
Was nicht heißt, dass mir diese Musik bzw. die Band nicht gefallen hat - nur die Lautstärke hat mich "überfordert" - wahrscheinlich eine Alterserscheinung! ;-) !
Elisabeth Wurst, Existenzanalytikerin, Lehrsupervisorin