Internationaler Kongress 2010 „vom Leben berührt - Emotion in Therapie & Beratung“
Bewegend war schon der Einstieg: Mit Schwung und Esprit stimmte der Chor „Oh Musica Wien“ unter der Leitung von Lilja Khomenkho ins Thema ein; die Sopranistin Dr. Astrid Görtz widmete den Wiener Melodien ebensoviel Sorgfalt und Engagement wie als erste Referentin der Einführung in die Emotionsforschung. Dr. Michael Pauen führte die Bedeutung der Emotionen für die Entscheidung aus.
Da Herr Northoffs Flug verzögert war, mußte das Programm umgestellt werden, was eine gewisse Herausforderung an Team, Zuhörer und ReferentInnen darstellte. Frau Dipl.theol. Susanne Jaeger-Gerlach brachte uns traum-haft das manchmal stachelige Drängen des Gewissens näher, Kammerschauspieler Martin Schwab philosophierte mit DDr. Alfried Längle humorvoll über die Echtheit von „gespielten“ Emotionen. Dr. Lilo Tutsch erklärte sich bereit, ihren Vortrag von Sonntag vorzuziehen, und es gelang ihr nach rasanter Taxifahrt durch Wien zwecks Einholung der Unterlagen, und trotz anderer widriger Umstände den Teilnehmern die Bedeutung der Aktivierung und des Managements von Gefühlen, und die konkrete Differenzierung im Praxisalltag nahezubringen.
Den aktuellen Stand der neurowissenschaftlichen und psychologisch-empirischen Forschung und ihre praktische Relevanz für die therapeutische und beraterische Praxis erläuterten am Samstag Dr. Ute Habel und DDr. Georg Northoff. Frau Dr. Röttger-Rössler klärte unter anderem darüber auf, daß selbst ein in unserer Gesellschaft so wünschenswerter Zustand wie Verliebtsein in anderen, etwa bestimmten indonesischen Kulturen, als behandlungswürdige Krankheit betrachtet wird.
In den Symposien und Workshops wurde schließlich über Emotionen ausgetauscht, damit experimentiert und, nicht zuletzt beim Festabend mit den modernen Wienerliedern von „Des Ano“ mit ihren Höhen und Tiefen gespielt. Im Hintergrund wurden während der Pausen auf einer großen Plakatwand unter der Anleitung von Renate Lang und Lucia Niedermayr Gefühlslandschaften gemalt.
Einen schönen und präzisen Überblick der existenzanalytischen Zugänge brachte Dr. Christoph Kolbe am Sonntag ein, später ergänzt durch die klaren und griffigen Falldarstellungen von Dr. Doris Fischer-Danzinger. Dazwischen spannte Dr. Luc Ciompi warmherzig, weise und mit großzügiger Geste einen weiten Bogen der Anwendung der kollektiven Affektlogik vom Nationalsozialismus bis Barrak Obama. Den Abschluß bildete die berührende Vorstellung angewandter existenzanalytischer Emotionslehre von Dr. Längle. Abgerundet wurde der Kongress schließlich durch den Saxophonisten Alfons Würzl rund um das große Dankeschön an die ReferentInnen und OrganisatorInnen.
Sollten Sie einen oder mehrere der Vorträge versäumt haben oder vertiefen wollen: die CDs bekommen Sie beim Auditorium Netzwerk www.auditorium-netzwerk.de, den Tagungsbericht in der Zeitschrift „Existenzanalyse“ im November 2010.
Die Vorbereitungen für den Kongreß 2011 in Lindau mit dem Arbeitstitel „Spiritualität und Intimität - Person und Transzendenz in Psychotherapie & Beratung“ sind schon angelaufen. Freuen Sie sich auf eine spannende Fortsetzung unseres Zyklus Körper - Psyche - Geist!
Mag. Susanne Pointner