Ausbildungsinhalt

Das Studienprogramm des theoretischen Teils umfasst 470 Stunden und gliedert sich in folgende, nach dem Psychotherapiegesetz geforderte Bereiche:
1. Theorie der gesunden und der psychopathologischen Persönlichkeitsentwicklung 100 Stunden
2. Methodik und Technik (inkl. Fortbildung 60 Std.) 130 Stunden
3. Persönlichkeits- und Interaktionstheorien (Schwerpunktbildung = zusätzlich 50 Stunden) 100 Stunden (existentielle Motivation) 50 Stunden
4. Psychotherapeutische Literatur (4 Stunden pro 6-Tage-Einheit) 40 Stunden
5. Literaturstudien für Abschlussarbeit 50 Stunden
In allen Seminaren ist die Wissensvermittlung Ausgangspunkt zu persönlicher Stellungnahme, selbständiger Reflexion, Gruppenarbeiten und Diskussionen.
Der Austausch ist somit ein tragendes Element der Ausbildung und die Ausbildung selbst eine dialogische Begegnung am Thema. Im Rahmen der Verfügbarkeit werden auch andere Referenten und Referentinnen und Diskussionspartner und Diskussiospartnerinnen an den Ausbildungsveranstaltungen teilnehmen. Die folgende thematische Auflistung dient als Überblick und wird in jeder Gruppe individuell variiert.
Aufnahmewochenende: 17 Std. Gruppenselbsterfahrung
1. Einführung und Grundlagen der Existenzanalyse
- Was ist Existenzanalyse („EA“) und Logotherapie („LT“)?
- Definition, Indikationsbereiche, existenzanalytisches Basistheorem, Zuordnung zu Hauptströmungen der Psychotherapie
- Entstehung und Werdegang von EA und LT
- Zur thematischen Entwicklungsgeschichte der EA und LT. Freud-Adler-Frankl. Neuere Entwicklungen
- Existenzanalytische Zielsetzung einer Psychotherapieausbildung und Regeln zur Selbsterfahrung
- Der philosophische Hintergrund und das Spezifische existenzanalytischer Arbeit
- Zum geistesgeschichtlichen Hintergrund der EA und LT
- Systematischer Aufbau der EA und die Existenzanalytische Anthropologie im Überblick
- Psychometrische Verfahren der EA
- Literatur
2. Die existenzanalytische Motivationstheorie
- Die Bedeutung von Helfen und seine Motivation
- Überblick über Motivationstheorien
- Noodynamik versus Psychodynamik
- Die vier Grundmotivationen der Existenz und ihre Bedeutung für die Motivation: die personal-existenziellen Grundmotivationen (GM) im Überblick
- Literatur
3. Die 1. GM: Der Welthorizont und das personale Vertrauen
- Dasein-Können als Grundfrage der Existenz
- Die Welt als Hinderniss für Motivation, Copingreaktionen der Unsicherheit, Aushalten und Annehmen können
- Voraussetzungen, um annehmen zu können: Schutz, Raum, Halt haben, Vertrauen, Mut, Dialogische Vertrauensübung: die "Sesselmethode"
- Der Körperbezug
- Urvertrauen, Grundvertrauen, Seinsgrund
- Dazugehörige Themen: Ruhe, Wahrheit, Treue, Macht, Hoffnung, Glaube, Phänomenologie
- Literatur
4. Die 2. GM: Das Leben und die personale Beziehung
- Wertfühlen und Mögen als Grundfragen des Lebens
- Das verhinderte Leben, Copingreaktionen und Lebensverlust; Trauer Zuwendung, in Beziehung treten mögen; Voraussetzung für Zuwendung: 1. GM. + positive Näheerfahrung, Zeit, Beziehung
- Werte, Lebenslust
- Emotionslehre
- Grundwert, Urbeziehung, Lebenswert
- Dazugehörige Themen: Liebe, Selbstannahme, Freude, Genuss
- Literatur
5. Die 3. GM: Die Gemeinschaft und das personale Selbst
- Selbtsein und Dürfen als Grundfrage der Person
- Das verlorene Selbst; Copingreaktionen des Selbstverlustes, Stellungnehmen, Wertschätzen
- Vorraussetzungen für Selbstwert: 1. + 2. GM, Be-Achtung, Rechtfertigung, Wertschätzung
- Ethik, Über-Ich / Öffentliches Ich
- Personlehre, Selbstdistanzierung, Selbsttranszendenz
- Selbstwert, Authentizität, Gewissen
- Dazugehörige Themen: Muße, Respekt, Würde
- Literatur
6. Die 4. GM: Die Zeitlichkeit und der existenzielle Sinn
- Die Zeitlichkeit und das Sollen als Sinnfrage der Existenz
- Sinnblockaden und Sinnverlust; Copingreaktionen für Sinnverlust; Besinnung
- Existentielle Wende: sich ansprechen lassen (Weltoffenheit)
- Voraussetzungen für existentielle Wende: 1.+2.+3. GM, Sinnzusammenhang, Zeitlichkeit, Wille zum Sinn; Sinnerfassungsmethode
- Hingabe; Handeln - Wünschen - Wollen; Willensstärkungsmethode
- Sinnlehre; Krisenintervention; Methode der Einstellungsänderung
- Existenz, Erfüllung, Entwicklung, Existentialien
- Dazugehörige Themen: Religiosität; Zweck, Zielsetzung, existentielles Vakuum
- Literatur
7. Therapeutische Beziehung und therapeutischer Dialog
- Therapeutisches Setting
- Therapeutische Beziehung in der EA, Beziehung - Begegnung
- Gesprächsführung - therapeutischer Dialog und Umgang mit Widerstands-Phänomenen
- Therapie versus Beratung und Begleitung
- Literatur
8. Allgemeine Themen zur klinischen Ausbildung
- Existenzanalytische Diagnostik
- Gesund-krank: Existenzanalytische Psychopathologie
- Neurose - Psychose - Persönlichkeitsstörung
- Wirkelemente in der Psychotherapie
- Literatur
9. Angst, Phobie, Panik, Zwang; ängstliche Persönlichkeitsstörung
- Nosologie und Psychopathologie
- Phänomenologie und Erlebniswelt
- Ätiologie, Dynamik und Formen der Angst
- Existenzanalytisches Verständnis
- Ängstliche Persönlichkeit
- Prophylaxe
- Spezifische Therapie und spezifische Techniken
- Literatur
10. Depression, MDK; depressive Persönlichkeitsstörung
- Nosologie und Psychopathologie
- Phänomenologie und Erlebniswelt; Trauer
- Ätiologie, Dynamik und Formen der Depression
- Existenzanalytisches Verständnis
- Depressive Persönlichkeit
- Prophylaxe
- Spezifische Therapie und spezifische Techniken
- Literatur
11. Hysterie, Somatoforme Störungen, histrionische Persönlichkeitsstörung
- Nosologie und Psychopathologie
- Phänomenologie und Erlebniswelt
- Ätiologie, Dynamik und Formen der Hysterie
- Existenzanalytisches Verständnis
- Histrionische Persönlichkeitsentwicklung
- Prophylaxe
- Spezifische Therapie und spezifische Techniken
- Literatur
12. Weitere Persönlichkeitsstörungen, v.a. Narzissmus und Borderline
- Nosologie und Psychopathologie
- Phänomenologie und Erlebniswelt
- Ätiologie, Dynamik und Formen der Persönlichkeitsstörungen
- Existenzanalytisches Verständnis
- Spezifische Therapie und spezifische Techniken
- Literatur
13. Schizophrene Psychosen und Paranoider Formenkreis
- Nosologie und Psychopathologie
- Phänomenologie und Erlebniswelt
- Ätiologie, Dynamik und Formen der Psychosen
- Existenzanalytisches Verständnis
- Spezifische Therapie und spezifische Techniken
- Literatur
14. Andere Störbilder
- Sucht
- Drogen, Alkohol
- Essstörungen
- Somatisierungsstörung (Psychosomatik)
15. Allgemeine Beziehungslehre
- Liebe, Sexualität, Sexualstörungen,
- Aggression, Gewalt
- Literatur
16. Weitere Methoden und Techniken
- Imaginitave Verfahren (Existentielles Bilderleben)
- Existenzanalytische Traumarbeit
- Existenzanalytische Gruppentherapie
- Perspektivenshifting
- Substitutive Positivierung
Methoden
Die Inhalte werden zum größten Teil selbsterfahrerisch (induktiv) erarbeitet und dann durch Referate und Diskussionen ergänzt und mittels Falldarstellungen illustriert. Der selbsterfahrerische Austausch von persönlichen Erfahrungen, Umgangsweisen und Ansichten zu den theoretischen Inhalten gibt diesen eine besondere Plastizität und fördert den eigenen, emotionalen Zugang.
Großgruppengespräche, Kleingruppengespräche, Einzelgespräche mit den Ausbildnern und den Ausbildnerninnen, Supervision der praktischen Tätigkeit sowie ständige Lektüre der Fachliteratur und ihre Diskussion sind die Mittel, mit denen der Austausch in der Ausbildung stattfindet. Die Übung für psychotherapeutischen Umgang findet durch den Gruppenprozess und die genannten Formen des Austausches statt, sowie durch Rollenspiele, Therapievignetten und Falldarstellungen.
Die gesamte Zeit der Ausbildung soll kontinuierlich von Einzelgesprächen begleitet sein. Die Einzelgespräche dienen der Erarbeitung existentiell-biographischer Grundfragen, sowie der Aufarbeitung der persönlichen Umsetzung der Seminarinhalte und Gruppenprozesse und der sich daraus ergebenden Fragen und Probleme (existentielle Selbsterfahrung), sowie der Besprechung von Themen, für die sich die Gruppensituation nicht gut eignet.
Existenzanalytische Methodenvideos:
Paradoxe Intention
http://youtu.be/iby55PE42Tw
Dereflexion
http://youtu.be/_SxVsm1oC6o
Personale Positionsfindung
http://youtu.be/_cU5nB0SU8c
Sinnerfassung
http://youtu.be/fhHj2rscyto
Willensstärkungsmethode
http://youtu.be/E2ow0kH9g4E